7 Sep
Erfahrungsbericht von Stefanie F.

Lincoln University


Hochschule: Lincoln University
Land: Neuseeland
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: BWL, Kulturwissenschaft, Geographie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2016 bis 07/2016
Heimathochschule: Passau U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbungsprozess

Der Bewerbungsprozess für die Lincoln University war nicht so aufwendig, wie es vermutlich bei manch anderer Universität ist. Zum einen lag das daran, dass die Uni keinen amtlichen Nachweis über Englischkenntnisse verlangt und somit der IELTS oder TOEFL Test erspart bleibt, und ist man auch in Neuseeland automatisch versichert, sobald man den Platz annimmt, und man daher auch keine Auslandsversicherung für die Semesterzeit abschließen muss. Und zum anderen muss man für das Visum nicht zur Botschaft, sondern kann dies leicht online beantragen.

College Contact hab ich im September 2015 meine Unterlagen zugeschickt. Einzureichen war ein Motivationsschreiben, eine Notenübersicht der bisher erbrachten Leistungen, eine Kopie des Personalausweises und ein von College Contact ausgefülltes Formular. Die Zusage von der Lincoln University ging recht schnell; von der Zusendung der Unterlagen bis die E-Mail über das Platzangebot kam, vergingen circa 10 Tage. Nachdem ich dann die Studiengebühren überwiesen habe, konnte ich mit dem ‚Offer Letter‘ mein Visum beantragen. Die neuseeländische Immigrationsbehörde benötigt zusätzlich noch das Rückflugticket und den Nachweis über genügend finanziellen Mittel, um das Studentenvisum zu gewähren.

Ich habe mit der Flugbuchung das Rückflugticket gleich mit gebucht, da selbst mit der Änderung des Rückfluges das Hin- und Rückticket günstiger war. Auch diese Zusage ging recht schnell, innerhalb drei Monaten hatte ich den Studienplatz und Visum sicher. Hier ein kleiner Tipp: Wenn das Rückflugticket an die Immigrationsbehörde mitgeschickt wird, wird die Aufenthaltserlaubnis nicht 2-3 Monate früher ausgestellt, sondern an die geplante Aufenthaltszeit angepasst, was natürlich für das Reisen nach dem Semester super ist.

Nun ging es auf Wohnungssuche. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich lieber auf dem Campus oder außerhalb der Uni wohne möchte und ob ich in Lincoln oder doch lieber in die größere Stadt nach Christchurch ziehe. Letztendlich habe ich mich für ‚On Campus‘ mit Selbstversorgung entschieden und bereue es keineswegs. Die Bewerbung um einen Platz in den ‚Halls of Residence‘ verläuft extra über das ‚Accommodation Service‘. Nachdem man den Studienplatz angenommen hat, bekommt man die notwendigen Infos für die Bewerbung von der Uni zugeschickt. Diese Zusage hat allerdings etwas länger gedauert und da ich noch Mitte Dezember eine Mail vom Accommodation Service mit Infos über Wohnalternativen bekommen habe, wusste ich bis Januar nicht, ob ich mich auf weitere Wohnungssuche einstellen musste. Nach Erfahrung anderer hätte sich die Alternativsuche als schwieriger ergeben, da wegen des Erdbebens von 2011 noch Wohnungsengpass in Christchurch und Umgebung herrscht. Und günstiger wäre es auch nicht gewesen. Man sollte mit etwa 150NZ$ pro Woche rechnen.

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Leben in Neuseeland und Lincoln

Letztendlich habe ich ein Zimmer in den Farm Road Flats bekommen, die etwas außerhalb der Lehr- und Verwaltungsgebäude, aber noch auf dem Unigelände, lagen. Das sind etwa 15 einfache Holzhäuser mit jeweils 4 Zimmern mit Gemeinschaftsbad, einer Küche und einem Ess- und Wohnbereich. Die Miete enthielt auch eine zweiwöchige Reinigung der Gemeinschaftsräume. In der Farm Road waren bis auf einige wenige Ausnahmen hauptsächlich international Studierende, fast jeder war also in derselben Situation, was wahrscheinlich auch der Grund war für die enge Gemeinschaft, die sich innerhalb der Häuser bildete. Ich habe mit zwei Amerikanerinnen und einer Kanadierin zusammen gewohnt. Amerikaner, Norweger, Franzosen und einige Deutsche waren die Nationen, die in diesen Häusern am meisten vertreten waren. In anderen Häusern waren aber viele Asiaten und weitere Nationen untergebracht und die hohe Internationalität der Lincoln University war auch in den Kursen zu sehen. Anschluss zu finden war also nicht schwer.

Eine Woche vor Vorlesungsbeginn veranstaltete die Studierendenvertretung O-Wochen, an denen man unbedingt teilnehmen sollte. In dieser Woche werden nicht nur Infoveranstaltungen für Auslandsstudenten veranstaltet, sondern auch Kursberatungen und Uniführungen organisiert, bei denen man ganz nützliche Tipps bekommt. Interessant war auch die Begrüßungszeremonie der Maori, eines der ersten von vielen folgenden Einblicke in diese Kultur. Schon sehr früh stellte sich die Freundlichkeit, Offenheit und Gelassenheit der Neuseeländer heraus, überall wo man hinkam, wurde einem sofort geholfen, was auch bis zum Ende des Semesters nicht nachließ. Ein weiterer Vorteil, sich für eines der Wohnheime zu bewerben, ist, dass auch das Accommodation Centre viele von der Uni unabhängige Veranstaltungen organisiert. Sowohl in der O-Woche als auch unter dem Semester werden Ausflüge geplant, zum Beispiel fuhren wir nach Akaroa, einer französischen Stadt auf der Halbinsel, auf eine Fahrt nach Christchurch und Umgebung oder zum Wildfood-Festival an die Westküste. Zudem werden auch Partys oder Sportveranstaltungen für die ‚Halls Students‘ in regelmäßigen Abständen veranstaltet. Anschluss zu finden zu anderen Austauschstudenten als auch zu ‚Locals‘ war überhaupt nicht schwer. Durch die gelassene Art der Neuseeländer hab ich mich auf Anhieb willkommen gefühlt.

Lincoln liegt etwa 20km von Christchurch entfernt, mit dem Bus dauert es bis zur Stadt etwa eine Stunde, mit dem Auto etwa eine halbe Stunde. Lincoln selbst ist recht klein, doch hat das ‚Township‘ alles, was man braucht. Den größeren Supermarkt erreicht man zu Fuß in ca. 10 Minuten, weiter nach Lincoln dauert es weitere 10 Minuten. Dort findet man mehrere Restaurants und Cafés, kleine Shops aller Art, eine Bank und wenige Möglichkeiten zum Ausgehen. Das Stadtbild von Christchurch ist leider immer noch vom Erdbeben 2011 geprägt, mit vielen Baustellen und oft leeren Straßen, doch hat die Stadt schon auch einiges zu bieten. Malls, Bars, Museen und ein großer botanischer Garten lassen Christchurch nicht langweilig werden.

Während dem Semester bietet sich es an, auf der Südinsel zu reisen. Ich habe die Wochenenden dazu genutzt, mit anderen aus Farm Road zum naheliegenden Kaikoura oder zum National Park Abel Tasman zu fahren. Eine zweiwöchige Unterbrechung der Vorlesung hatte zudem die Häuser aussterben lassen. So wie die meisten hab auch ich mich auf den ersten Road Trip bis ganz in den Süden nach Queenstown und Milford Soud gemacht. Überhaupt sollte man neben dem Semester an der Uni unbedingt Neuseeland und seine vielfältige Landschaft zum Reisen nutzen und sich auf die Kultur einlassen. Ich habe nach dem Semester die Zeit genutzt und die Nordinsel noch für 4 Wochen bereist.


Lincoln University und Kurswahl

Das Unigelände gleicht einer parkähnlichen Anlage und auch in den Halls ist alles sehr grün und gepflegt. Zusätzlich zu den üblichen Unigebäuden besitzt die Lincoln Uni ein eigenes Sportzentrum, das verschiedene Angebote, von Gruppenkursen bis zu einem Fitnessraum und verschiedenen Uni-Sport-Teams, anbietet. Für etwa 80NZ$ kann man mit der Mitgliedschaft alle Räumlichkeiten und Gruppenkurse jederzeit benutzen. Eine Arztpraxis, einen Bücherladen, der unter anderem auch Manuskripte der Vorlesungen verkauft, sowie ein Café findet man ebenso an der Lincoln University. Zu der Anlage gehören außerdem eigene Weinreben oder ein Obst- und Gemüsegarten.

Die Anlagen sind genauso vielfältig wie die Kursangebote. Einer der Gründe, warum ich mich für die Lincoln Uni entschieden habe, war sicherlich auch der nicht benötigte Sprachtest, allerdings war mir doch wichtig, möglichst viele Kurse anrechnen lassen zu können. Auch wenn die Lincoln Uni auf Agrar- und Umweltwissenschaften spezialisiert ist, kann man sehr leicht auch Fächer aus anderen Bereichen finden. Ich studiere an meiner Heimatuni Kulturwirtschaft, das ein kombiniertes Studium aus verschiedenen Bereichen ist. Letztendlich habe ich Kurse belegt, die ich in BWL, Geographie und in der Anglistik anrechnen lassen kann.

Das System an neuseeländischen Unis ist etwas anders als in Deutschland. Unter dem Semester sind mehrere Hausarbeiten zu schreiben sowie auch ‚Mid-Semester‘-Tests, sodass am Ende die Abschlussprüfung nur noch 40% - 50% zur Gesamtnote zählt. Insgesamt ist auch alles viel praxisbezogener, teilweise wird eng mit Unternehmen zusammen gearbeitet und manche Kurse beinhalten auch Exkursionen, an denen teilgenommen werden muss.

Ich empfand das System schulischer als in Deutschland und von Mitarbeitern der Uni als auch den Dozenten hatte ich das Gefühl, dass man an die Hand genommen wurde. Anders als in der deutschen bürokratischen Unilandschaft, reichte schon eine kurze Mail oder einfach das Vorbeischauen beim Dozenten, um Fragen und Anliegen zu lösen. Außerdem wurden von den Mitarbeitern der Bücherei verschiedene Services angeboten. Zum Beispiel konnte man sich dort die geschriebenen Hausarbeiten entweder nochmal anschauen lassen oder sich schon vorher beraten lassen, wie zum Beispiel zu Recherchearbeiten. Ich möchte kurz auf die Kurse eingehen, die ich gewählt habe, um einen Einblick in die Anforderungen zu zeigen:

In International Management wurde ein Einzel-Assignment sowie ein Gruppen-Assignment geschrieben. Beide Hausarbeiten waren sehr praxisbezogen. Zum Beispiel bestand eine der Hausarbeiten aus einer Analyse eines Produktes – eines bestehenden Unternehmens – und die Möglichkeit, dieses in einem neuen Land einzuführen. Zusätzlich wurde ein Mid-Semester-Test über etwa die Hälfte des Stoffes in Form von Multiple-Choice-Aufgaben geschrieben sowie eine kurze Präsentation gehalten.

In Supply Chain Management wurden 2 kleine ‚Learn Reflections‘ über zuvor veranstaltete Planspiele geschrieben. Ausserdem mussten auch hier zwei weitere größere Hausarbeiten abgegeben werden.

Mein drittes Fach, für das ich mich entschieden habe, war Land, Water & Atmosphere. Zu den jeweils wöchentlichen Workshops sollten Arbeitsblätter ausgefüllt werden, die am Ende zusammen in die Endnote einflossen. Und auch hier wurde ein Midsemester-Test geschrieben.

Maori Culture Studies war mein besonderes Highlight. Hier wurde viel über die Geschichte und Religion der Maori, Probleme und aktuelle Entwicklung, oder die Sprache behandelt. In diesem Kurs waren zu 90% international Studierende und sehr empfehlenswert, da man einen ziemlich guten Eindruck der Kultur bekommt. Hier wurden vier kleine Essays, zwei große Hausarbeiten und kurze Präsentationen verlangt. Außerdem veranstaltete der Dozent eine Exkursion zu einem Maori-Dorf.

Ich hatte in jedem Fach am Ende des Semesters eine Prüfung, was aber nicht unbedingt in jedem Kurs vorkommen muss. Alles in Allem hatte man mit den Hausarbeiten und Tests während des Semesters viel zu tun, doch war alles machbar und Zeit zum Reisen am Wochenende blieb auch. Durch die hohe Praxisbezogenheit in den Assignments ist der Lerneffekt hoch und vor allem behält man sehr viel. Die Kurse kann man noch eine Woche nach Vorlesungsbeginn ändern, alles, wofür man sich danach einträgt, muss man auch besuchen und kann nicht mehr umentschieden werden. Daher empfiehlt es sich, wenn man frei in der Wahl der Kurse ist, mehrere Kurse in der ersten Woche zu besuchen und sich dann zu entscheiden.


Fazit

Ein Auslandssemester lohnt sich sicher und ich würde es jedem weiterempfehlen! Während meines Aufenthaltes an der Lincoln University habe ich wertvolle Erfahrungen an der Uni und in meiner Freizeit sammeln können, die sehr hilfreich für das weitere Studium und darüber hinaus sind. Auch wenn das System schulischer ist als an einer deutschen Uni, war es interessant, das Studentenleben mal von dieser Seite zu erleben.